YOU NEVER KNOW 1990 Gruppe bildender Kuenstler |
In der Mitte des leeren Raumes ist ein begehbarer Monitor in den Boden eingelassen, auf dessen Bildschirm die Mitglieder von Y.N.K. den Betrachter von unten gruessen, wobei sich die Personen im Uhrzeigersinn und in Zeitlupe drehend ueberblenden. Der Titel der Arbeit wird mit weissen Klebebuchstaben auf den verbliebenen beiden weissenWandflaechen angebracht. Auf dem gesamten Messegelaende werden Aufkleber mit dem "Firmenlogo" von Y.N.K. plaziert.
Die realisierte Variante der Ausstellung in Wien benutzt kleinere und komplexere Formen aus kunstfremdem Zusammenhang: durch verschiedene hohlfoermige Halbfabrikate werden Luftballons aufgeblasen, sodass sie sich an den Öffnungen herausstuelpen. Mittels m onochrom-gelber Natriumdampf-Niederdrucklampen wird Distanz eingefuehrt und die materielle Beschaffenheit der Objekte visuell nicht mehr eindeutig bestimmbar.
YNK kuratiert zwei Videobaender à 45 min mit Arbeiten verschiedener Kuenstler und kompiliert es mit vier Interviews und dem eigenen Jingle fuer die Innsbrucker Veranstaltung "Kunststrasse". Auf Einladung der Medienwerkstatt (Verein fuer unabhaengige Medienarbeit) zu einem Beitrag fuer den Sampler WienMinuten produziert YNK einen einminuetigen Jingle als Ankuendigung und Praesentation von POOL. Das POOL - Projekt hat inzwischen mehrere Phasen durchlaufen und war zunaechst in Zusammenarbeit mit Robert Woelfl als YNK - unabhaengiges Projekt im Sinne einer infrastrukturellen Vernetzung ueber Tel / Fax und einer Art Datenbank mit anderen Kuenstlern und in aehnlichen Zwischenbereichen arbeitenden Personen geplant.
YNK verstand sich dabei als Katalysator von verschiedenen "Spezialisten", die Informationen und Teilinformationen in POOL als erweitertes Archiv einspeisen konnten. YNK selbst nutzte die so entstandene Infrastruktur fuer eine Art Reise entlang von Hinweis en anderer und propagierte POOL mehr als Gedanken denn als tatsaechliches Archiv.
Inzwischen ist POOL ein Arbeitsmittel fuer YNK geworden, das einerseits als Fundus das Sammeln und Sichten von Informationseinheiten auf optical-discs ermoeglicht und andererseits als Transformationsstelle die Weiterverarbeitung und Darstellung gesampelter Informationen ermoeglicht.
Eine Installation mit 3 Monitoren zeigt Video-Interviews mit jeweils einem "Spezialisten" (ein Kind als Computergame-Experte, ein Gentechniker, ein Kunstschriftsteller/Philosoph), wobei sich die drei parallelen Tonebenen im Raum ueberlagern und so einen gemeinsamen, begehbaren Sprachsample bilden.
Daneben: eine Diashow aus dem POOL-Fundus. Eine Installation mit einer transparenten Plastikfolie, die einen Teil des Raumes abtrennt, hinter der Seifenblasen auf eine light-box mit dem YNK-logo niedergehen, eine Art Seifenblasenaquarium. Eine Aktion, in der mit Hilfe eines umgebauten Staubsaugers in einem Plastkpool ein Berg aus rosa Schaum erzeugt wird, eine permanent im Verschwinden begriffene Skulptur mit einer Halbwertszeit von einer Stunde. Über all dem und simultan gemixt ein Sound, teils aus dem Fundus von POOL, teils aus den Geraeuschen des Abends und ihren Feedbacks.
YNK entgegnet der Frage nach dem Kontext mit einer krassen Überlagerung und chaotisch-anarchischen Mischung verschiedener Zusammenhangsebenen, wobei der Rezipient zugleich Besucher, Mitgestalter und Medium darstellt. Ausgehend von der Zweiteilung der Raeumlichkeiten wird eine dualistische Grundstruktur fuer die Ausstellungsinstallation entworfen. Den einen der beiden Raeume haelt eine grosse aufblasbare Skulptur unter einem Pavillonzelt zur Gaenze besetzt. Es handelte sich dabei um einen "Repraesentanten", eine in sich abgeschlossene, aeusserst stabile Form - eine Art Modul bestehend aus den einfachsten Grundelementen der Kugel und des Rohrs -, dessen Form und Beschaffenheit bei der Sichtung und Auswahl aus dem POOL-Material als "Testsieger" hervorgegangen war.
Einzelausstellung, Galerie Niels Ewerbeck Wien
Im zweiten, hoeheren Raum herrscht vergleichsweise Leere: auf zwei Monitoren drehten sich nebeneinander zwei Torusformen, aus dem Rauschen des Bildschirmes rein elektronisch mit Hilfe eines digitalen Bildprozessors hergestellt. Sozusagen aus Nullinformation entstanden stellt diese Arbeit als ironischer Kommentar auf bestimmte Aspekte von Videokunst der Achziger Jahre den Leerlauf des elektronischen Bildmediums dar, erweitert dies jedoch durch das einfache Kippen der reifenaehnlichen Formen in unregelmaessigen Abstaenden zu einer konkreten, unverwechselbaren Figur vor dem Hintergrund des gerichteten Rauschens.
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Die akustischer Ebene bestimmt eine Endlosschleife, die aus einem sentimentalen Schlager nur die Textzeile "Die Zeit in der wir leben fliesst so schnell dahin" wiederholt.
Anlaesslich der Ausstellung "Zeitschnitt 92" produziert YNK einen kurzen Kinofilm und vermeidet so die Praesenz in einer ueberdimensionierten Kunstausstellung.
Film 35 mm 1'30" Votivkino, Stadtkino u. a., Wien Der Film besteht wieder nur aus einer Kameraeinstellung. Gezeigt wird das Knaeuel eines scheinbar endlos langen Kabels, das sich langsam entheddert und fortgezogen wird. Erst mit dem Ende der Schnur schwenkt die Kamera hoch und gibt die Sicht auf eine Landschaft mit See frei, auf dem ganz in der Ferne ein sich entfernendes Ruderboot sichtbar wird.
Die Geschichte der Schnur, die waehrend der Dauer des Films erzaehlt wird, entschluesselt sich erst hier: Der Anfang ist mit dem Boot verbunden und rudernd spult sie sich aus dem Bild. Das jetzt erscheinende Logo von YNK bindet den Film in die Reihe der professionellen Werbespots ein, unter denen er im Kino gezeigt wird. Der Sound des Films besteht aus einem Ragamuffinbeatloop, ueber den eine Stimme pseudomilitaerische Kommandos zur Aufloesung des Schnurhaufens spricht. Auskoppelung des Tons aus dem Film als gleichberechtigtes Element des Projektes und Teil eines dualen Produktes. Gleichzeitig als Mittelbeschaffung zur Finanzierung des Films als Soundtrack kommerzialisiert. Als Beitrag fuer ein Symposion zum Thema Kuenstlergruppen anstelle eines gesprochenen Vortrags. Die Videokamera ist auf einem ferngesteuerten Modellauto (Videokarre) fixiert und faehrt dicht ueber dem Boden durch die Gaenge eines grosses Einkaufszentrums. Dazu, scheinbar das Geschehen kommentierend, Text- und Musikausschnitte, Sprachbeispiele, Interviews (z. B. aus einem am Vortag gesendeten Radiointerview mit dem Kulturminister zum Thema "Freiheit der Kunst"). Das potentielle Publikum sind zufaellig vorbeifahrende Autofahrer. Ausgegangen wird von einer 10-sekuendigen Aufmerksamkeit im verlangsamten Vorbeifahren, bestenfalls ein Einschwenken in die verlassene Tankstelle und ein Herunterkurbeln des Autofensters: eine Drive-in-Situation.
Der Schnitt: Latsch nicht weiter zu den SANKTSTEPHANS, den NIDSCHGRINSINGERS, den PAKERNIGS und schon gar nicht zu den NEO-MACKERS, die ueber Gebuehr den Mund voll nehmen wie bspw. die METROBROTHERS (EIER STATT MEYER!).
Dort soll uns etwas als Kunst untergejubelt werden, das schlichtweg obsoleten Denkfiguren verhaftet ist. Argumentativ verdankt diese Kunst ihre Legitimation lediglich theologischen, ontologischen oder teleologischen Begruendungszusammenhaengen; kurzum: zu gleich historisch-antibuergerliche und restaurativ-buergerliche Hybridbildungen.
Die Antwort: in einer heutigen USER-CLASS-SOCIETY im MULTINATIONALEN KAPITALISMUS heisst: eine telematisch orientierte TRAJEKTOID-PROZESSUALE aesthetische Praxis: polizentrisch organisiert, in offenen selbsterzeugten Strukturen im dynamischen Gleichgewich t. NICHT thermodynamisches Gleichgewicht mit einfachen Elementen, SONDERN komplexe Elemente im thermo- dynamischen Nicht-Gleichgewicht, Irreversibilitaet, etc. NICHT Kausalitaet, Linearitaet, skalare universelle Zeit, SONDERN Zirkularitaet, Zeitoperator, Systemzeit, etc.
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F. Che Rakuschan Wien 28. Maerz 1992
21,5 x 27,5 cm, 32 Seiten, 34 Autoren
Auflage 1500 Stueck
Blitzschnell richten Sie sich auf, den entgeisterten Blick Ihres Gegenübers auf sich gerichtet. Dreimal zappen sie nun noch, rhythmisch, beherrscht und exakt. Zop Zap Zp Sie lassen die Arme fallen, setzen sich. Sie teilen die Zeitung in zwei gleich stark
e Haelften. Sie ergreifen ein Blatt und rollen es auf Ihren Oberschenkeln zu einem langen Stick. Blicken Sie nun Ihrem Gegenüber fest in die Augen. Toc Toc Toc geht der Rhythmus, den sie mit Ihrem papierenen Drumstick auf dem Bein intonieren. 2 Sekunden u
nd dann ein abrupter Bruch: Stille -, -, -. Rollen Sie den Stick wieder auf, ZzzrTzschsch Schsch klingt es, als Sie das Papier in Streifen reissen. Zsch Schschsch Greifen Sie sich einen Streifen und Wrr kreten Sie Ihn zu einem Baellchen - nicht gro
esser als eine Kiwi Frucht.